Baubericht
Pinasse „Pauline“ aus der Bucht von Arcachon
(Pinasse du Bassin d`Arcachon)
veröffentlicht in der Zeitschrift „Schiffsmodell“ 4/2022
Das Modell
Als Modellmaßstab wurde 1:6 gewählt. Der Bauplan wurde bei Paul Stamm Modellbau gekauft.
Der Rumpf wurde in Kielobenbauweise gebaut. Der Kiel besteht aus 10 mm Sperrholz, die Spanten aus 4 mm Sperrholz. Beplankt wurde mit 0,6 mm
Sperrholz in 3 Lagen. Da dies eine ausreichende Festigkeit ergibt, wurde auf eine Beschichtung mit Glasfaser und Harz verzichtet. anschließend wurde
mit Nigrin Feinspachtel und Spritzfüller der Rumpf geglättet.
Um die Oberfläche zu festigen, ist als Grundierung 2 x klarer Bootslack mit 50% Verdünnung aufgetragen worden.
Der Rumpf wurde innen mit Harz G4 zweimal versiegelt
das kann noch dauern
!
Im unteren Heckbereich wurden 2 Lautsprecher mit je 10 Watt für das
Soundmodul eingebaut. Als Motor dient ein Robbe Power 755/40, 12 Volt,
mit einer Schraube von Raboesch (156-12, 55 mm, 3- Blatt).
Alle elektronischen Bauteile sind auf einer herausnehmbaren Platte
montiert. Dazu gehören der Regler Thor 15 von CTI, das Soundmodul RC-
2 von Beyer und natürlich ein Gerneral Engine Modul 33610 von Graupner.
Damit wird der momentane Strom, die anstehende Spannung und mit einem
Sensor die Temperatur des Reglers gemessen. Auf der Fernsteuerung MZ
18 kann man dann die Werte ablesen. Eigentlich braucht man das nicht,
macht aber trotzdem Spass. Der Empfänger GR-16 befindet sich nicht auf
der Platine. Er wird abgesetzt montiert, das sich beide Antennen ausrichten
lassen.
Als Stromversorgung dienen 2 Bleiakkus 6V/5A, in Reihe geschaltet. Der
Stromverbrauch liegt bei etwa 6,5 A (Vollgas mit Sound) . Bei gemischten
Betrieb kann man etwa 1 Stunde schippern. Auf dem Soundmodul befindet
sich ein Wav-Player mit Musik und das Fahrgeräusch eines Dieselmotors.
Das Fahrgeräusch mit Anlassen, geschwindigkeitsabhängiges FG und
Abstellen ist von Beyers CD und klingt akustisch sehr gut.
Als Ballast dienen 2,5 kg Blei, davon 0,8 kg im Bereich der Kabine.
Jungfernfahrt des fast fertigen Modells im Juni 2021
Die ersten Fahrversuche ergaben eine gute Fahrgeschwindigkeit mit der vorhandenen Motorisierung. Die Richtungsstabilität ist sehr gut, auch bei
Kurvenfahrten.
Pauline in Crinitz 2021
Die Pinasse ist ursprünglich ein größeres Beiboot, vor allen von Kriegsschiffen. Der Name Pinasse stammt von der französischen
Bezeichnung für „Boot aus Kiefernholz“. Die Bezeichnung Pinasse wird heute für viele unterschiedliche Boots- und Schiffstypen verwendet.
Der Name Pinasse verwies eigentlich auf einen Bootstyp am Golf von Biscaya, vor allen in den Gewässern um Arcachon. Er wurde zur
Fischerei und zur Austernzucht eingesetzt. Der Schiffsrumpf ist etwa 7 bis 12 m lang, schmal und hat eine kantige Kimm. Der Boden ist flach
und die Bordwände sind stark fallend. Der Bug ist weit hochgezogen und das obere Ende des Vorstevens überragt den Bug. Früher hatten
die Boote ein Luggersegel oder wurden gerudert. Eine umfassende Motorisierung erfolgte von 1905 bis etwa 1913. Die meisten Boote haben
heute moderne Motoren, es gibt aber auch gesegelte Pinassen mit denen Regatten ausgetragen werden.
Erstmalig urkundlich erwähnt werden Pinassen im Bereich der Bucht von Arcachon 1553. Ab 1841, nach dem Bau der Eisenbahnlinie nach
La Teste de Buch, gab es erste Fahrten mit Touristen. Nach 1950 begannen viele Fischer, mit der Zunahme des Tourismus, ihre Boote in
der Saison umzurüsten und Fahrten anzubieten. Ab 1980 wurden vermehrt viele Pinassen restauriert und zu Ausflugsbooten umgebaut.
Die typischen Pinassen aus der Bucht von Arcachon werden noch heute gebaut. Es gibt sie als traditionelle und moderne Ausführung, in
Holz, Kunststoff oder Aluminium. Die Werften „Dubourdieu“ in Gujan Mestras und die „Raba-Werft“ in La Teste de Buch bauen sehr schöne
Boote. Hier werden diese Boote traditionell und aus Holz gefertigt. Die meisten Boote werden heute für Freizeitfahrten und für Touristen,
aber auch für den Fischfang und die Austernzucht eingesetzt. Motorisiert sind diese Boote in der Regel mit einem Dieselmotor zwischen 40
und 100 PS. Modernere Ausführungen haben aber schon mal bis zu 400 PS.
Beim Nachbau dieser Pinassen kann man bei der Gestaltung der Konstruktion bzw. Farbgestaltung etwas phantasievoll vorgehen bzw. sich
an den zahllosen Bildern im Internet orientieren, da es unzählige Ausführungen gibt.